Die 5 häufigsten Anfängerfehler beim Schreiben von Büchern

Lektoren können an den Leseproben oft erkennen, wieviel Schreiberfahrung der Autor oder die Autorin bereits hat. Wie kann das sein? Es gibt gewisse Fehler, die fast alle Anfänger machen und sofort verraten, dass noch nicht viel Schreiberfahrung vorhanden ist.

Damit du diese Anfängerfehler nicht machst, habe ich sie hier aufgelistet:

1. Adjektiviritis

Sie ging fröhlich und gut gelaunt in großen leicht beschwingten Schritten durch den wunderschönen sonnigen grünen Park des eindrucksvollen rot geklinkertem mit dichtem Efeu bewachsenen Herrenhauses.

Okay, das war natürlich ziemlich übertrieben. Aber in der Tat lassen sich Anfängertexte oft durch eine Anhäufung von Adjektiven erkennen. Wenn man etwas besonders gut beschreiben oder betonen will, neigen viele Erstautoren dazu, gleich mehrere von ihnen zu benutzen. Daher gilt es immer zu prüfen, ob man sie auch wirklich benötigt. Gibt es vielleicht ein anderes Wort, das das, was du sagen willst, viel besser beschreibt, ohne dass du ein verstärkendes Adjektiv dazunehmen musst?

Merke: Adjektive sind wichtig um einen Text zum Leben zu erwecken. Versuche sie jedoch maßvoll zu verwenden!

2. Plötzliche PerspektivwechselFast jeder Anfänger macht beim Schreiben zunächst die gleichen Fehler. Du auch?

 

Stell dir vor: Das ganze Kapitel lang erlebst du Geschichte durch die Augen der Protagonistin. Du siehst, was sie sieht, fühlst, was sie fühlt und erfährst was sie denkt. Und dann, schwupps, wirst du für drei bis vier Sätze in den Kopf einer Nebendarstellerin entführt, erfährst kurz, was sie über die Protagonistin denkt und hüpfst dann wieder zurück.

Klingt unlogisch und verwirrend? Ist es auch. Das Problem an der Sache: Das passiert beim Schreiben manchmal ohne dass man es merkt. Ich habe als Lektorin immer mit den Autoren „geschimpft“ und in den Kommentaren gefragt, warum wir nun auf einmal in einer anderen Perspektive sind. Wenn ich ganz ehrlich bin, haben wir unter den Kollegen auch schon öfter mal darüber geflucht, wenn den Autoren das immer wieder passiert. Und nun ist es mir bei meinem ersten Buch auch passiert -obwohl ich wirklich darauf geachtet hatte. Aber ich weiß nun, dass es echt schnell geht und man aufpassen muss wie ein Luchs. :-)

3. Ewig gleiche Satzstrukturen

Einige Autoren schreiben fast jeden Satz in der so ziemlich gleichen Abfolge von Subjekt, Prädikat und Objekt. Und dann sind alle auch noch alle gleich lang. Das ist auf die Dauer eher langweilig zu lesen.

Merke: Wenn du mehrere kurze Sätze geschrieben hast, kann der nächste gerne etwas länger werden.

Was auch dazu gehört, ist die immer gleiche Einbindung der wörtlichen Rede. Das wäre zum Beispiel ungefähr folgender Ablauf:

„Hier steht eine Frage?“, fragte sie. Dann wird eine Handlung beschrieben.
„Hier steht eine Antwort“, antwortete er.
„Dann sagt sie noch etwas“, sagte sie. Vielleicht kommt noch eine kurze Handlungsbeschreibung.
„Dann sagt er auch noch was“, sagte er mit einem Lächeln.

Das Ganze wird übrigens nicht besser, wenn man krampfhaft bemüht ist „sagte“ und „fragte“ durch möglichst abwechslungsreiche Worte zu ersetzen und die Leute dann irgendwann nur noch „lachen“, „raunen“, „höhnen“, „frotzeln“ oder Ähnliches.
Es geht darum, die Inquitformeln auch mal an den Anfang oder in die Mitte zu setzen oder sie einfach ganz wegzulassen. Es kann dann über die Handlung gezeigt werden, wer gerade spricht, wenn es sich nicht über den Dialog ergibt.

4. Überliterarische Bemühungen

Jeder, der sich ein wenig mit dem Schreiben beschäftigt stolpert früher oder später über die Show – Don’t tell -Regel und das berühmte Chekov-Zitat:

Don’t Tell Me the Moon Is Shining; Show Me the Glint of Light on Broken Glass

Das ist wirklich ein tolles Beispiel, es wird nicht umsonst so oft zitiert. Manchmal schießen Autoren in ihren literarischen Bemühungen jedoch über das Ziel hinaus. Da liest man dann von Autos, die sich wie engelsgleiche Vögel den Berg heraufquälen. Oder von Nebelschwaden, die sich in der Morgendämmerung recken und von einem plötzlich aufkommenden Wind wie ein ordnungswütiger Besen davongefegt werden. Oder von Bäumen, die sich lauernd wie  eine Kobra aufrichten und die Hauptfigur anstarren.

Muss ich noch was dazu sagen? Falls ja, bitteschön: :-)

Merke: Die Bilder, die du mit deinen Worten zeichnest dürfen nicht schief sein und sollten keinesfalls Verwirrung stiften.

5. Szenen, die die Story nicht vorantreiben

Klar, die Charaktere brauchen etwas zu tun. Jede Szene muss aber trotzdem entweder die Story vorantreiben oder zur Charakterentwicklung beitragen. Es geht nicht, das ewig lang beschrieben wird, wie die Leute essen gehen, bestellen, lächeln, sich mit dem Kellner über das Wetter unterhalten, Pommes in Ketchup tauchen und in den Mund schieben und dann irgendwann das Restaurant verlassen ohne eine wichtige Info erhalten zu haben. Oder ohne zumindest gezeigt zu haben, wie besonders naiv, böse oder eifersüchtig dieser Charakter ist. Auch detaillierte Sexszenen haben in einem Thriller – sofern es nicht Romantic Suspense oder Romantic Thrill ist – nichts zu suchen. Oder ewig lange Autofahrten, auf denen einfach mal gar nicht passiert außer dass die Personen von A nach B kommen. Weg damit.
Nicht vergessen: Lesezeit ist kostbar!

Das sind die Fehler, die mir in Exposés und Debut-Romanen am häufigsten auffallen. Welche Fehler habt ihr zu Beginn gemacht? Lasst gerne einen Kommentar da, damit andere von deinen Erfahrungen lernen können.

Wie ich selbst all die Tipps, die ich gebe, umgesetzt habe, kannst du übrigens in meiner Trilogie “Die Hofgärtnerin” sehen. Sie ist unter meinem Pseudonym “Rena Rosenthal” erschienen und alle Teile haben es auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft. Mehr über meine Bücher erfahrt ihr auf meiner Website und bestellen könnt ihr das Buch hier.

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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

Oh ja, diese Fehler kommen mir irgendwie bekannt vor :-D Ein sehr schöner Beitrag!

Gratuliere dir zu diesem gelungenen Blogartikel über die Klassiker, die Anfänger liefern.

Ja, diese Fehler kommen oft vor und ich bekenne mich schuldig, sie in reichlichem Maß gemacht zu haben. Gerade während meiner Zeit als Anfänger bin ich immer wieder in die klassischen Fallen getappt. Habe unlängst in meinem Blog mich mit der Adjektivitis und dem show, don’t tell beschäftigt und darin meine Anfängerfehler dokumentiert.

Auch die Sache mit den ewig gleichen Satzstrukturen ist bei mir ein Thema, an dem ich noch arbeiten muss. Erlaube mir, bei mir auf http://www.pauldecrinis.at/der-schnee-schmilzt/ zu diesem Artikel über die Anfängerfehler zu verlinken.

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