Nein, zum Glück waren die ersten Rückmeldungen an sich nicht schrecklich. Aber dieses Gefühl, den ersten eigenen Roman gleich an mehrere Testleser zu schicken – das ist alles andere als schön. Mir war danach offen gestanden richtiggehend schlecht. Dabei ist mir vollkommen klar, dass nicht jedem das Buch gefallen wird und ich versuche mit rationalen Argumenten daran zu gehen wie “Selbst Harry Potter mag nicht jeder” ( – und was gibt es besseres als Harry Potter, oder?). Trotzdem ist das Gefühl furchtbar!
Als bereits einen Tag später die erste Rückmeldung eintrudelt mag ich die Nachricht kaum öffnen. Ein Tag! Das kann ja nur sowas sein, wie “Sorry, das war so schlecht, dass ich einfach nicht weiterlesen konnte.” Aber ich habe unrecht. Die Person ist eine wahnsinnig schnelle Leserin und hat eigenen Angaben zufolge die halbe Nacht durchgelesen, da sie das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Ich hätte mich schon über ein “Naja, es ist jetzt nicht vollkommen schlecht!” wahnsinnig gefreut, aber so eine halb durchlesene Nacht ist schon so ziemlich eins der schönsten Komplimente, die man einer Autorin machen kann.
Und auch die meisten anderen Vorableser zeigen sich begeistert – auch wenn einigen die Protagonistin zu weinerlich ist. Aber warum sollte sie sonst in eine Zeitreisemaschine steigen? Das kann ich schlecht ändern, dann wäre die Handlung nicht mehr plausibel. Aber ich werde es ein wenig abschwächen.
Die Testleser sind alle unglaublich hilfreich, helfen sogar letzte Fehler auszumerzen. Eine Leserin möchte sogar quasi auf Cassies Spuren nach Paris reisen und fragt, ob es die Restaurants und Bistros tatsächlich dort gibt (es gibt sie nicht genau so, aber ich habe sie so wahrgenommen, den kleinen Flohmarkt gibt es aber tatsächlich und den Eiffelturm auch ;-)).
Dann kommt die Ernüchterung. Eine Testleserin sagt, sie muss das Buch abbrechen, da meine Protagonistin sie aggressiv mache. Okayyy. Ich wollte ja auf große Gefühle abzielen – aber solche? Trotz aller mentaler Vorbereitung und obwohl die Leserin sich entschuldigt, ist es nicht einfach, diese Rückmeldung von sich abprallen zu lassen. Die zwölf anderen begeisterten Stimmen rücken auf einmal vollkommen in den Schatten. Aber es geht vorbei.
Die anderen Rückmeldungen sind wieder alle durchweg positiv. Ausschließlich kleine konstruktive Hinweise. Viele wollen gerne weitere Bücher von mir lesen. Und wissen, was mit Victoria passiert ist. Das ist natürlich optimal, denn darum solle es in meinem zweiten Buch gehen …